DER BAUM, EIN KUNSTWERK FÜR UNS MENSCHEN


Freitag 28. Oktober 2022
15.00 Uhr
Alter Bahnhof, Bahnhofstraße, 85665 Moosach


Die Baumpflanzung ist Anlass zu einer besonderen Feier. Alle Kinder, Eltern und Mitbürger sind eingeladen, der Bürgermeister Michael Eisenschmid sowie Dr. Peter Lämmerhirdt, Stiftungsvorstand Stiftung DASMAXIMUM werden begrüßen. Wolfger Pöhlmann und Axel Tangerding, Meta Theater, ist es
gelungen Johannes Stüttgen, den langjährigen Assistenten und Weggefährten von Joseph Beuys, einzuladen, der wie kein anderer uns Beuys, seine Gedanken und die Aktualität seiner Kunst und Reformbemühungen näherbringen und alle darüberhinausgehenden Fragen beantworten kann. Anschließend wird unter Beteiligung aller Anwesenden die Basaltstele gesetzt und die Stieleiche gepflanzt und gewässert. Das wird gefeiert: Der Dorfladen sorgt für unser leibliches Wohlergehen mit Bier, Saft und Herzhaftem.

Ein Jahr nach den weltweiten Jubiläumsfeiern anlässlich des 100. Geburtstags von Joseph Beuys, jährt sich heuer zum 40.Mal der Auftakt einer der spektakulärsten, visionärsten und gleichzeitig nachhaltigsten Aktionen dieses Künstlers. Auf der documenta 1982 in Kassel pflanzte er im Rahmen der Aktion
„7000 Eichen / Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ die erste Eiche auf dem Friedrichsplatz direkt gegenüber dem Museum Fridericianum. Da neben jedem Baum, unweit seines Stammes eine Basaltsäule, halbversenkt in den Boden aufgerichtet werden sollte, ließ Beuys auf dem Friedrichsplatz 7000 Steinstelen zu einer aggressiv anmutenden Pfeilform aufschichten. Viele sahen in der Aktion nichts Künstlerisches, sondern in dem riesigen Steinlager eine Verschandelung des Platzes. Erst fünf Jahre später, im Juni 1987, Beuys war im Jahr zuvor gestorben, wurde anlässlich der Eröffnungsfeier zur documenta 8 die Beuys-Aktion abgeschlossen und die letzte der 7000 Eichen in Nachbarschaft zu dem ersten Baum gepflanzt und der letzte Basaltstein daneben gesetzt. Der Platz war wieder frei und bei vielen Bürger hatte sich durch die sichtbare Veränderung und Begrünung des Stadtbildes ihre Haltung zu Beuys gewandelt.
Der Stein und das Holz sind seit jeher in der Kunst das Ausgangsmaterial für den Bildhauer. Für Beuys sind Baum und Stein auch ohne Eingriff Ausdruck vollkommener Schönheit und ihre Substanz und ihr gemeinschaftlicher Auftritt als Werkeinheit hat wie alle Materialien für Beuys auch eine tiefere Bedeutung. Der Stein hat seinen Ursprung in der Vergangenheit der Erdgeschichte, speziell der vulkanische, aus dem Feuer des Erdinneren entsprungene Basalt. Der Baum dagegen ist Ausdruck der Zukunft , er ist lebendig, seine Wachstumsenergie bezieht er von unten, er selbst strebt aber nach oben zum Licht, bis er stirbt. Was Beuys schon wusste, ist, dass Basaltsteine in ihrem langsamen Verwitterungsprozess Spurenelemente freigeben, die dem Baum als Nahrung dienen. Auch haben Bäume soziale Verhaltensweisen, helfen sich gegenseitig, entwickeln Abwehrkräfte gegen Schädlinge und gehen mit Pilzen, Insekten, Tieren und letztlich auch mit dem Menschen zum wechselseitigen Nutzen aller Beteiligten Lebensgemeinschaften ein. Beuys, der sich intensiv mit unseren grundlegenden Lebensbedingungen beschäftigte, warnte schon früh vor der ökologischen Katastrophe. Er erkannte, dass die Welt am Abgrund steht, wenn wir nicht unser Verhalten in sozialer Hinsicht, im Raubbau der Natur und der Verschwendung von Ressourcen radikal und sofort ändern.
Er war Mitbegründer der Partei der Grünen und schuf einen erweiterten Kunstbegriff, der viele Menschen provozierte, zugleich aber auch zum Nachdenken brachte, weil alle gängigen Vorstellungen von Kunst gesprengt und außer Kraft gesetzt wurden. Die Kreativität des Menschen ist die Fähigkeit, die in jedem angelegt ist, jeden Menschen zum Künstler und Gestalter seines Lebens macht, aber ihm auch die Verantwortung gegenüber seinem Wirken und Handeln überträgt. „Man muss formen, was der Welt hilft“ war einer seiner Leitgedanken, der sehr gut seine Idee der Sozialen Plastik verständlich macht und als neue, ganzheitliche Herausforderung der Menschheit anzusehen ist.
Die Pflanzung der 7000 Eichen sollte für Beuys nur ein erster Schritt sein: „Wir wollen die Pflanzaktion ja nie mehr beenden“. Die erste Aktion der 7000 Eichen galt vor 40 Jahren als die teuerste und gleichzeitig unkonventionellste Kunstaktion, die nur möglich wurde, weil Beuys selbst und einige Künstlerfreunde großzügig eigene Werke über Benefizveranstaltungen zur Finanzierung beisteuerten.
Eine wesentliche Grundlage war die Vorfinanzierung der 7000 Basaltsteine durch Heiner Friedrich über die in New York angesiedelte, von ihm und seiner Frau initiierten „Dia Art Foundation“. Anlässlich des 100. Geburtstags von Joseph Beuys 2021 rief Heiner Friedrich mit dem von ihm gegründeten Museum DASMAXIMUM die „Eichenpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys“ ins Leben. Insgesamt sollen bayernweit 64 Pflanzungen durchgeführt werden, für jedes Lebensjahr von Beuys eine.

Es ist eine große Ehre, dass die Gemeinde Moosach an einem markanten Platz der kulturellen und sozialen Begegnung des Dorfes auf Initiative des Meta Theater und in Kooperation mit der Stiftung DASMAXIMUM zu Ehren von Joseph Beuys eine Eiche samt einer der Basaltstele pflanzen wird.