SOINEYA / Recherche von Lennart Boyd Schürmann und Luis Garay


01.04.-31.05.2022
Meta Theater, Osteranger 8, 85665 Moosach bei Grafing


SOINEYA adaptiert das Modell eines japanischen „Cuddle-Shops“ für performative Dienstleistungen und untersucht die Beziehung zwischen Darsteller:in und Zuschauer:in als Agent*innen innerhalb affektiver Ökonomien. Die Hypothese des Projektes, dass ökonomische Handlungsformen sonst verborgene Spielweisen und Formen, Grammatiken und Genres der theatralen Ökonomie sichtbar und gerade dadurch differenziert erfahrbar werden lassen, soll anhand folgender Fragen bearbeitet werden:

  1. Was sind die kompositorischen Qualitäten intimer Erfahrungen und ihrer Taxinomien?
  2. Wie kann das experimentelle Spielfeld, das sich mit der warenförmigen Verfügbarkeit zwischenmenschlicher Phantasieproduktion eröffnet, für emanzipatorische Praktiken genutzt werden?
  3. Wo liegen die Grenzen der Kommensurabilität zwischen ökonomischen Handlungsformen und menschlicher Ko-Präsenz?

Der Choreograph und Performer Luis Garay und der Regisseur und Philosoph Lennart Boyd Schürmann werden sich diesen Fragen aus der Perspektive ihrer jeweiligen künstlerischen Praktiken nähern, die von unterschiedlichen Darstellungstraditionen ausgehend die Multiplizität, Relationalität und historischen Bedingtheiten individueller wie kollektiver menschlicher Körper-Konstellationen untersuchen. Ausgangspunkt der Recherchen sind Pierre Klossowskis Überlegungen zum Gebrauchswert von Simulakren in La Monnaie Vivante sowie zeitgenössische Phänomene von carework-Dienstleistungen.

Lennart Boyd Schürmann (*1994, London) arbeitet als Regisseur und Autor zwischen Theater, bildender Kunst und akademischer Forschung. In seiner künstlerischen Praxis erforscht er in wechselnden kollaborativen und institutionellen Kontexten historische Modelle und gestische Repertoires differenter Erfahrungsräume, die er in ihren ästhetischen wie politischen Implikationen bearbeitet und in räumliche Kompositionen übersetzt. Er ist Gründungsmitglied der Künstler*innen-Plattform ‚K’ (khybrid.com) und langjähriger Mitarbeiter des amerikanischen Choreographen Trajal Harrell.

LUIS GARAY (b.1981, Bogotá) ist ein international arbeitender Choreograph und Tänzer, der zur Zeit in Gießen lebt, wo er 2021 am ATW-Institut den Master in Choreographie und Performance abgeschlossen hat. Er leitet das ‚laboratory of actions‘ (https://complejoteatral.gob.ar/paginas/laboratorio-de-accion), ein experimentelles Forschungsprogramm für neue Performance am Complejo Teatral de Buenos Aires, Argentina. Seine Arbeiten hat er u.a. bei ARCO, Madrid Contemporary Art Fair, GAM sowie bei NAVE Chile, SESC Sao Paulo Panorama Festival Rio de Janeiro, Brazil, gezeigt. In seiner künstlerischen Praxis beschäftigt er sich mit Ideen von geteilter Imagination, Passivität und Rezeptivität sowie ekstatischen und migratorischen Körpern, wobei er Performance und Tanz als ein Terrain versteht, um Wahrnehmungen zu dekolonisieren.