ECHO.KAMMER.SPIEL / Recherche von Nicole Kleine, Chantal Maquet, Tabea Tangerding, Steffen Wick


15.02.-15.04.2022
Meta Theater, Osteranger 8, 85665 Moosach bei Grafing


Das Recherchevorhaben „echo.kammer.spiel“ versteht sich als Fortsetzung der im Rahmen der TakeCareResidenzen 2020/2021 durchgeführten Recherche „DIY Echo Chamber“.

Nicole Kleine, Chantal Maquet, Tabea Tangerding haben sich interdisziplinär mit den gesellschaftlichen Folgen der Corona Pandemie beschäftigt. Die Pandemie hat alle Bereiche unseres persönlichen Lebens beeinflusst, das öffentliche und politische System, aber auch im Privaten, in der Familie und im Freundeskreis haben wir die Auswirkungen der Krise deutlich zu spüren bekommen. Diesen polarisierenden Haltungen, vermeintlichen Gegensätzen und gesellschaftlichen Rissen haben wir in einer Echokammer künstlerisch nachgespürt. Ausgangspunkt der Recherche bildeten Interviews aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die bereits im ersten #Takecare Residenz Projekt DIY: Echo Chamber 2020/21 entstanden sind: mit einer Ärztin, einem Krankenpfleger, einer Künstlerin, einem Restaurantbesitzer und der eigenen Mutter. In der Transkription und Auseinandersetzung mit diesen Interviews haben wir übergreifende Themen identifiziert: Die Maske im Theater (Möglichkeit der Verwandlung) und in der Pandemie (als Schutzvorkehrung), der Mitmensch (Vorbehalte gegen bestimmte Gruppen, Distanzierung von Freunden und der Familie), Wahrheiten und Glauben sowie Demokratie und Freiheit.

Im weiteren Schritt haben wir das Material transformiert und abstrahiert, um neue Sinnzusammenhänge zu schaffen und Räume für eigene Fortsetzungen zu öffnen. In einem rollierenden System hat jedes Teammitglied aus seiner Kunstrichtung eigene künstlerische Impulse in die Gruppe gegeben. Die anderen Gruppenmitglieder waren eingeladen, künstlerisch zu antworten. 

Neben den Interviews haben wir uns auch mit Fremd- und Fachtexten beschäftigt zur Thematik des Pandemieverlaufs, den Fallzahlen, der gesellschaftlichen Spaltung, wie z.B.: „Umkämpfte Demokratie“ Zeit Geschichte (2016) Frank Werner, Chefredakteur, „Recht, Staat, Freiheit“ von E.-W. Böckenförde, dem „Wuhan Diary: Tagebuch aus einer gesperrten Stadt” der chinesischen Schriftstellerin Fang Fang, “Sprache und Sein” von Kübra Gümüşay… 

Entstanden sind künstlerische Fingerübungen, Skizzen mit dem Virus, das zwischenzeitlich auch das Team selbst getroffen hatte. Wie klingt gesellschaftliche Spaltung? Welche Farbe hat Unsicherheit? Wie spricht das Virus und wie tritt es auf? Bei einem Werkabend im Meta Theater am 19. April 2022 haben wir verschiedene Skizzen präsentiert.  

„Ich bin der ohne Maske“. Emotionale Momente und innere Zustände, die im Interview offenbart wurden, sind von Steffen Wick als erster künstlerischer Impuls musikalisch fortgesetzt worden. Hierauf haben die anderen Künstlerkolleginnen anschließend auf ihre Weise geantwortet: Chantal Maquet mit einem Video und Nicole Kleine mit choreographischen Bewegungsmustern.
“Achterbahn”. Aus ihrem privaten Bildfundus hat Chantal Maquet der Gruppe verschiedene kurze Videos vorgelegt zu denen sich abstrakte Bezüge zum Thema herleiten lassen. Ein Bagger, wiederkäuende Schafe, ein Vogelschwarm über der Stadt, eine Achterbahn. Letzteres hat Steffen Wick als Anlass genommen, kompositorisch darauf zu antworten.
„Virus-Monolog“. Aus den Antworten zu Chantal Maquets poetischen Fragestellungen hat Tabea Tangerding einen Monolog aus der Perspektive des Corona-Virus mit neuen Assoziationswelten verfasst, dem Nicole Kleine ihre Stimme gegeben hat. 

Im Anschluss wurde das entstandene Material weiter verdichtet und miteinander verwebt. Entstanden ist ein reicher Fundus an unterschiedlichen experimentellen Versuchsanordnungen.

Nicole Kleine ist Schauspielerin,Theatermacherin mit feinem Gespür für das Wesentliche. Sie erhielt 2018 den 1.Jugendkulturpreis für ein Theaterprojekt mit gefl. und dtsch.Jugendlichen. Sie spielte u.a. im zwei Pers. Stück „Cash burn Circus“ in Frankf/M, Berlin, München. Zusammen mit Axel Tangerding realisierte Sie 2020 + 2021 die Lesung „UTOPIA und Architektur“ und bekam 2021 eine Residenz des Bundesnetzwerks flausen+.

Chantal Maquet ist Malerin. Als bildende Künstlerin interessiert sich für die Grenzen ihres Mediums, die sie im Dialog mit darstellenden Künsten auslotet. 2016 untermalte sie das Record-Release vom Thoneline Orchestra im Kölner Stadtgarten. 2019 gestaltete sie eine Szenische Lesung im Kasemattentheater, Luxemburg. Mit der Luxembourg Contemporary DanceCompany entwickelt sie gerade ein Projekt für die europäischen Kulturhauptstädte Esch und Novi Sad 2022.

Tabea Tangerding ist Kulturwissenschaftlerin und Dramaturgin mit Stationen am Schauspielhaus Graz und am Staatstheater Mainz. Freie Projektarbeiten u.a. für die Theaterwerkstatt Heidelberg und das Meta Theater. Zuletzt betreute sie als Mentorin die Flausenprojekte “Stationen einer Heldin. Eine moderne Jeanne d´Arc” und “Das Lied der Lieder” am Meta Theater.

Steffen Wick verknüpft klassische und zeitgenössische Stilmittel zu einer modernen, poetischen Klangsprache. Residenzen absolvierte er in der Villa Concordia, der Cité Internationale des Arts, Paris und im Künstlerhaus Salzwedel. 2015 wurde Wicks Musiktheater Musicophilia nach dem Buch von Oliver Sacks mit dem Music Theatre Now Preis des International Theatre Institute ausgezeichnet und auf Bühnen in USA, Kanada, China und Europa gespielt.