DAS BLAUE GEFÜHL / Recherche von Antonio Guidi


01.03. - 30.04.2022
Meta Theater, Osteranger 8, 85665 Moosach bei Grafing


Neue Geste und eine andere Freiheit

In den letzten eineinhalb Jahren haben wir wegen Covid lange Zeit eingeschlossen zu Hause gelebt.

So waren wir gezwungen die Außenwelt aus dem Fenster heraus zu beobachten. Draußen sah es „normal“ aus; die Sonne war warm, die Vögel waren auf den Bäumen, der Frühling war gerade am anfangen. Die Welt außen floss unter unseren Augen und wir konnten daran nicht wirklich teilhaben.

Es war vielleicht das erste Mal, dass wir das Gefühl hatten richtig eingesperrt zu sein, wie Tiere in einem Käfig. Das Gefühl mit dem wir damals wochenlang gelebt haben. Um es besser zu ertragen sind wir, morgens, oder abends, heimlich rausgegangen. Und dann, einmal auf der Straße, haben wir erst die Beine gelockert, dann die Arme gereckt, und es gab sogar Zeiten in dem wir, auf leeren Straßen, Tanzschritte improvisiert haben. Tango, Rumba, Cha Cha Cha. Tänze aus der Schulzeit, die aber wunderbar in den Moment gepasst haben.

Und dann sind wir losgerannt, ohne Furcht, oder vielleicht genau wegen ihr. Bewegung. Joggen, und Joggen, und wieder Joggen. Und wieder haben wir den offenen Raum um uns gespürt, genossen.

Wir sind von der wiederentdeckten Freiheit gerührt worden.

Was ist geblieben von diesen Zeiten, Bewegungen, Gesten und Gefühlen?

Was fühlen wir heute und was hat sich für immer verändert?

Mit den Monaten sind die Bilder des ersten Lockdowns verblasst, sie sind unscharf geworden.

Die Gefühle, die sensazioni sind aber noch präsent und stark. Wie die Sorgen und Ängste wieder mal eingesperrt zu werden. Präsent sind auch die Gefühle eine „andere Freiheit“ erlebt zu haben.

Vielleicht auch wegen den Schritten eines Standardtanzes auf leeren Straßen morgens. Eine filmische Recherche über Bewegungen, Gefühle und sensazioni aus den Corona-Zeiten, anhand Erfahrungen anderer und meiner eigenen.

Antonio Guidi lebt seit fast 30 Jahren in München, ist in Italien aufgewachsen, und in zwei Kulturen beheimatet. Ausbildung in Italien zum Fotografen und Kameramann. Nach dem Studium an der HFF München dreht er mehrere Kurzfilme und Dokumentationen als Kameramann und realisiert mehrere Dokumentarfilme als Regisseur. Daneben hat Antonio u.a. für 3Sat, den Kinderkanal, das Münchner Kulturreferat, TV 2000, und RAI sowohl Dokumentarfilme als auch Beitrage als Regisseur und Kameramann gedreht.