PERCHTEN VON SOIJ – WINTERFEST IN MOOSACH


Donnerstag 18.Dezember 2014
20:00 Uhr Einführung
Freitag 19.Dezember 2014
19:00Uhr Perchtenlauf
20:00 Uhr Winterfeuer Dorfplatz Perchtentanz
Meta Theater, Osteranger 8, 85665 Moosach bei Grafing


Donnerstag 18.Dezember 2014, 20:00 Uhr Geschichte der Perchten

Ursprünge, Überlieferungen, Geschichten mit Wolfgang Übelacker, Soj Kirchseeon

Die Wurzeln des Perchtenlaufens reichen zurück bis ins Jahr 1889, als durch eine verheerende Nonnenraupenplage große Mengen Holz zur Verarbeitung anfielen und viele Arbeiter aus anderen Gegenden zuzogen – die auch so manches Brauchtum aus ihrer Heimat mitbrachten. Dieses Jahr feiert der Perschtenbund Soi Kirchseeon sein 50-jähriges Bestehen.

Freitag 19.Dezember 2104, ab 19 Uhr Perchtenlauf mit Fackeln, ab 20 Uhr Winterfeuer am Dorfplatz mit Perchtentanz und Feuer, heißen Getränken und Speisen

Zum ersten Mal in Moosach: am 19.Dezember 2014 ab 19 Uhr ziehen die aufwendig maskierten Perchten in der Dunkelheit fröhlich lärmend von Haus zu Haus, um metaphorisch die Dämonen des Winters zu bannen, sowie Glück und Fruchtbarkeit im neuen Jahr zu erwirken. Als Dank erhalten die Perchten von den Einwohnern meist kleine Gaben in Form von Gebäck oder Münzen.

Beginn des Perchtelaufs ist der Alte Bahnhof in Moosach und endet auf dem Dorfplatz mit großem Feuer. Für heiße Getränke und Speisen sorgt die Freiwillige Feuerwehr Moosach.

Drudenhax und Teufelsfratz

Ein Röcheln und Rasseln, ein Scheppern und Schreien, ein höllisches Spektakel. Das ist sie, die andere, die dunkle Seite der bayerischen Art, schrecklich und schaurig. Ein lautstarkes Echo dieser geheimnisvollen Seelenlandschaft ist die Rauhnacht. In ihr vereinen sie sich, die Kräfte des Unterbewussten, die Mächte der Nacht.

Rauh- oder Rauchnächte, das war im Alpenraum früher die Zeit zwischen der Thomasnacht am 21. Dezember und dem Dreikönigstag am 6. Januar. Der Begriff Rauh oder Rauch leitet sich vom ursprünglichen Wortsinn ab, von „rauch“, das heißt haarig, behaart. Nicht von ungefähr werden heute noch Pelze auch Rauchwaren genannt. Pelze und Felle tragen seit alters her auch die Perchten, die besonders in den Rauhnächten umtreiben, da und dort werden sie auch Pelzer genannt. Einen doppelten Wortsinn bekam die Rauhnacht schließlich durch den Brauch, in diesen Nächten, vor allem an Dreikönig, Haus und Hof mit Weihrauch auszuräuchern, damit die bösen Geister keinen Einlass fanden.

„Perchten, im engeren Sinne, sind verkleidete und vermummte Personen, die mit ihrem Wirken das Gute stärken und dem Bösen entgegentreten. Indem sie Gesundheit, Glück und Segen für Wälder, Fluren und Felder sowie für Haus und Hof und deren Bewohner, Menschen wie Tieren, überbringen und Dämonen wie Krankheit, Schaden, Missernten und dergleichen bannen. „So hoch, wie der Percht springt, so hoch wird im nächsten Jahr das Getreide wachsen.“

Bei Einbruch der Dunkelheit  versammeln sich die überwiegend männlichen, als Teufels-, Hexen- oder Bockgestalt verkleideten Teilnehmer an dem zuvor vereinbarten, entlegenen Treffpunkt. Die vorzeitige Zusammenkunft der unterschiedlich gekleideten und maskierten Perchten dient dazu, Aufstellung für das nächtliche Treiben zu nehmen, bevor drei Stampfer der Teufelsgeige den Aufbruch zum Perchtenlauf mit Fackeln und Peitschenknallen bekannt geben.

Angeführt von dem Spieler der Teufelsgeige folgen im Zug die ‚Schönperchten‘, deren Holzmasken menschliche Züge sowie Naturornamente aufweisen. Diese übernehmen auch die musikalische Begleitung des Zuges mit Trommeln oder kunstvoll gestalteten Glockenspielen. Im Anschluss an diese folgt die ‚Frau Percht‘, welche eine herausragende Hauptfigur der Perchtengruppe darstellt und die mystischen Ur-Göttin Perchta verkörpert, welche durch ihr Doppelgesicht auf das kommende bzw. auf das vergangene Jahr hinweist und als „eine Herrscherin über Leben und Tod, die am 5. Januar in aller Stille erscheint“, betrachtet wird. Danach kommen die furchterregend vermummten ‚Schiachperchten‘, die den Zug durch Lärmen und Singen zusätzlich umrahmen.

Mitunter wegen des Bekanntheitsgrads dieses Brauchs säumen bereits Stunden vor dem Eintreffen der Perchtengruppe zahlreiche Zuschauer die Straßen und Wege, um das sonderbar anmutende Spektakel zu verfolgen. Bei der Ankunft der Perchten vor den Höfen und Häusern werden diese auch meist schon von deren Bewohnern erwartet. Frau Percht markiert mithilfe ihres mitgeführten Stabes den Tanzplatz und stimmt das monoton klingende Rauhnachtslied an, begleitet von der eigentümlichen Melodie der Glockenspiele und der Teufelsgeige, sowie von den Taktschlägen der Trommeln. Die ‚Habergoaß‘, eine Gestalt aus der Reihe der Schiachperchten, überbringt abschließend den Bewohnern des Hauses Segens- und Glückwünsche in Form von Versen, die diese mit einer kleinen Gabe honorieren.

„Heit is Rauhnacht!

Wer hots aufbracht?

A oida Mo,

hot a rote Hosn o

is über d’Stiang obikrocha,

hot si d’Händ und d’Füaß o’brocha.

Krapfa raus! Krapfa raus!

Sonst schlog i enk a Loch ins Haus.“

„I wünsch enk a glückseligs Neus Jahr und a Christkindl mit krauste Haar,

an goldna Tisch, auf jedn Eck an bachan Fisch,

in da Mitt a Flascherl Wie, könnts mitnand recht lusti sei.

An goldna Wagn, könnts mitnand in Himme neifahrn.“

Um künftiges Unheil von den Bewohnern fernzuhalten, gilt es als erforderlich, den Unholden, Geistern und Dämonen mithilfe der Masken optisch ebenbürtig entgegenzutreten. Gleichzeitig verleiht die vollständige Vermummung dem Träger Schutz und Anonymität. Dieser Aspekt war insbesondere ab dem 17. Jahrhundert von Bedeutung, als solche Brauchformen immer häufiger von der kirchlichen wie von der weltlichen Obrigkeit verboten wurden, da man sie für unzeitgemäß hielt und in ihnen den Anlass für ungehörige Späße sowie für Unmoral entdeckte. Im Zeitalter der Aufklärung sah man in diesen Bräuchen einen Ausdruck der Unbildung des Volkes sowie eine Untergrabung von Sitte und Ordnung.

Im Laufe der Zeit veränderten sich das Aussehen und die verwendeten Materialien. Während die ersten Masken aus einfachen Materialien wie Ruß, Stroh oder Stoffen gefertigt wurden, werden heute anspruchsvoll bemalte und handgefertigte Masken aus Lindenholz gebraucht. Die anfänglichen alten Mäntel, die teilweise mit Fellresten beklebt wurden, ergänzte man später durch komfortablere Materialien wie Leder oder Wolle. Bei den Schönperchten orientiert sich die Maskengestaltung beispielsweise oftmals am menschlichen Antlitz und wird mit verschiedenen Ornamenten aus der Musik oder der Tierwelt verziert. Die Masken der Schiachperchten beinhalten dagegen meist sagenhafte oder auch schreckenerregende Elemente.

Der traditionelle Perchtentanz wird als Rundtanz im Kreis, in Reihen hinter- oder gegeneinander sowie in verschiedenen Figuren aufgeführt. Dabei können letztere sowohl als sternförmig, als auch block- oder achterförmig getanzt werden. Die Tanzschritte reichen von einem simplen Stampfer über Wechselschritte und kleinen Sprüngen bis hin zu schwierigeren Stampf- und Sprungkombinationen. Neben den Fußbewegungen ist auch die Haltung des Körpers von wesentlicher Bedeutung.

„Bei den Stampfschritten macht der Körper den Rhythmus folgend auf-und abgehende Bewegungen, wobei der Oberkörper möglichst ruhig und aufrecht gehalten wird. Ein grober Haltungsfehler wäre es, die Arme krampfhaft gestreckt zu halten oder sie henkelartig im Ellbogen zu beugen.“

Der Perchtentanz wird von den jeweils mitgeführten Instrumenten, der Teufelsgeige, den Trommeln, Ratschen, sowie Glocken und Schellen musikalisch begleitet. Zwischen den Tänzen ist es wiederum die Aufgabe der Trommler und einiger Schiachperchten, die laute Geräuschkulisse mit einschlägigen Rhythmen, Glocken- und Schellenläuten zu gestalten. An den handgefertigten Glockenspielen, welche die erste und zweite Stimme der Melodie tragen, werden außerdem die blechernen Kuhglocken zwei Oktaven diatonisch angebracht, sodass sich an jeder Seite dreizehn Glocken vorfinden. Um die teils sehr gewichtigen Instrumente transportabel zu machen, wird das Glockenspiel mit Rädern versehen und befestigt. So kann dieses von den Spielern beim Lauf mitgeführt werden.

Theorien über den Perchtenlauf im 19. Jahrhundert in der Gegend des Ebersberger Forstes deuten auf einen Import des Perchtenbrauches durch Gastarbeiter aus Südtirol, dem Bayerischen Wald und dem Schwarzwald hin. Der Perchtenlauf ist während des Ersten Weltkrieg nicht mehr durchgeführt und erst wieder in den 1950er Jahren durch Markus Kramer und Hans Reupold aktiviert worden.

www.perchten-kirchseeon.de